Die nachhaltige Sanierung des Parlaments

Mit der nachhaltigen Sanierung des Parlamentsgebäudes gelang die Erhaltung des historisch wertvollen Gebäudes für nachfolgende Generationen und als Ort für zeitgemäßen, modernen Parlamentarismus.

Ein Entwurf nimmt Gestalt an

Im Juli 2014 fassten Nationalrat und Bundesrat den einstimmigen Beschluss zur Generalsanierung des Hohen Hauses – der Startschuss für ein architektonisch und politisch bedeutsames Jahrhundertprojekt.

Die Sanierungsentscheidung war aber auch eine Notwendigkeit: Die Zeit hatte nach mehr als 130 Jahren ununterbrochenen Betriebs ihre Spuren am Gebäude hinterlassen. Schäden und Mängel waren immer offensichtlicher geworden.

Die Generalsanierung des Gebäudes, das als Meisterwerk des großen Architekten Theophil Hansen zwischen 1874 und 1883 entstanden war, wurde immer dringender.

Durch das Parlamentsgebäudesanierungsgesetz von 2014 war der Weg frei für eines der politisch bedeutsamsten Bauprojekte der Zweiten Republik.

Chronologie einer Baustelle

Der Weg zum sanierten Gebäude

In der Folge begannen umfassende Vorbereitungs- und Planungsmaßnahmen. Als Generalplaner wurde mit August des Jahres 2014 die Bietergemeinschaft Jabornegg & Pálffy_AXIS bestellt, deren Entwurf in einem europaweiten Vergabeverfahren den Zuschlag erhalten hatte. Im Jahr 2016 erfolgte die endgültige Freigabe des überarbeiteten Entwurfs des Generalplaners und die Ausschreibungen der ausführenden Gewerke begannen.

2017 begannen die Übersiedlungen des parlamentarischen Betriebs in das Ausweichquartier in der Hofburg und das DemokratieQuartier am Heldenplatz. Viele operative und administrative Tätigkeiten wurden für die Dauer der Sanierung auf weitere Nebengebäude in der Umgebung ausgelagert.

Im Jahr 2018 begannen die eigentlichen Bautätigkeiten. Während der nächsten fünf Jahre wurde das gesamte Gebäude vom Keller bis zum Dach saniert, restauriert und technisch auf den neuesten Stand gebracht. 

Nach rund zehn Jahren Projektlaufzeit eröffnet das Baujuwel am Ring mit Jänner 2023 wieder seine Pforten für den parlamentarischen Betrieb und für Besucher:innen. Damit findet der lange Weg zur Sanierung ein erfolgreiches Ende. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Hohe Haus am Ring erstrahlt in neuer Pracht und bietet zeitgemäßen Raum für unsere Demokratie.  

Bindung zum Alten, Mut zum Neuen

Die Sanierung des Parlamentsgebäudes greift die Konzepte der architektonischen Vorgänger Theophil Hansen sowie Fellerer und Wörle auf und verbindet sie harmonisch mit den baulichen Mitteln der Gegenwart.

Die bestehende Architektur wird so modernen Ansprüchen gerecht und schreibt die räumliche Struktur fort, ohne sie zu überdecken.

Das neue alte Haus für die Demokratie

Die Erhaltung des Gebäudes für nachfolgende Generationen war eines der großen Ziele der Sanierung, denn das Haus steht wie kein anderes für die parlamentarische Demokratie in Österreich. Es ist daher von hohem politischem, architektonischem und kulturhistorischem Wert. 

Mit der Sanierung hat sich das Parlament auch nach außen hin geöffnet und präsentiert sich seinen Besucherinnen und Besuchern barrierefrei, modern und serviceorientiert.

Architektonische Akzente

Das neue Glasdach über dem Nationalratssitzungssaal, die Erschließung des Dachbereichs und die Errichtung des Demokratikums - Erlebnis Parlament sind markante architektonische Akzente, die dem Gebäude einen neuen Charakter verleihen und die Öffnung des Hauses fortführen.

Mittels Aufstockung und Erschließung bisher ungenutzter Bereiche im Dachgeschoß konnten zusätzliche Flächen dazugewonnen werden, die teilweise auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. 

Durch die umfassende denkmalpflegerische Instandsetzung des gesamten Gebäudes ist es gelungen, das historische Erbe zu erhalten und Altes mit Neuem zu verbinden. 

Öffnung des Parlaments: Ein Haus für alle

Nahe, offen, transparent: Diesen Prinzipien folgend bietet das sanierte Parlamentsgebäude viele zusätzliche Möglichkeiten, am politischen und demokratischen Geschehen teilzunehmen.

Die Barrierefreiheit war ein besonders wichtiger Leitgedanke der Sanierung: Mobilität im und ums Haus, Angebote für Menschen mit Behinderung sowie barrierefreie Technologien (wie z. B. Induktionsschleifen) wurden von Anfang an mitgedacht.

Das Demokratikum empfängt Gäste und Interessierte mit einem Infopoint und dem Parlamentsshop. Direkt anschließend befindet sich die Bibliothek, wo Benutzer:innen die Bestände vor Ort durchstöbern, Bücher entlehnen und weitere Services nutzen können. Nebenan lädt das Café Agora zum Entspannen und Verweilen ein.

Ein kulinarisches Highlight erwartet die Besucher:innen im Dachgeschoß, wo das Restaurant Kelsen seine Gäste mit nachhaltigen Spezialitäten und Wiener Gastfreundschaft bewirtet.

Kunstobjekt Parlament

Auch künstlerisch wurde das Parlament während der Sanierung genutzt. Eine Gruppe von Studierenden der Wiener Kunstuniversität Die Angewandte nutzte die Gelegenheit, einen Bildband mit Fotos von der Baustelle zu machen. 

Sogar die Modezeitschrift "Vogue" war für einen Fototermin und Videodreh zu Gast im Parlament.

Modernisierung der Infrastruktur

Mandatar:innen, Klubs und Parlamentsmitarbeiter:innen sind auf moderne Arbeitsplätze im Hohen Haus angewiesen. Diesen Erwartungen konnte das alte Gebäude aufgrund seines Alters einfach nicht mehr entsprechen.

Beispielsweise gab es in den Sitzungssälen, die in den 1950ern zum letzten Mal renoviert worden waren, nicht ausreichend Steckdosen (Stichwort: Laptop).

Entsprechend wichtig war ein grundlegendes Update der technologischen Möglichkeiten im Haus. Die Sitzungssäle verfügen nun über Infoscreens an den Sitzplätzen, ausreichend Stromanschlüsse und verbesserte Barrierefreiheit. Im Gebäude verteilte Infoscreens bieten zeitnahe Informationen.

Auch die Sicherheitstechnik und die Infrastruktur haben sich signifikant verbessert: Das Haus verfügt über höhere Erdbebensicherheit, neueste Sicherheitsstandards sowie einen Versorgungsring im Keller, über den die Gebäudeinfrastruktur zentral gemanagt und gewartet wird.

Bewahrung der historischen Substanz

Nach 130 Jahren waren die Abnutzungserscheinungen an der historischen Substanz spür- und sichtbar. Dass das Gebäude ab Jänner 2023 innen und außen in neuem Glanz erstrahlt, ist das Ergebnis von ausgezeichneter Planung und Ausführung der denkmalpflegerischen Vorgaben.

Ein Team hochspezialisierter Restaurator:innen kümmerte sich vor Ort und in verschiedenen Fachwerkstätten um die fachgerechte Sanierung und Instandsetzung der originalen Ausstattung und Bausubstanz.

Eine besondere Herausforderung war Theophil Hansens Wunsch, Materialien aus allen Teilen des damaligen Habsburgerreichs zu verwenden: Die Kombination verschiedenster Steinarten, Metalle, Hölzer und mehr erforderte große Genauigkeit und fachliche Kompetenz.

Das Ergebnis ist ein einzigartiges Zusammenspiel von authentischen Materialien und modernen Elementen, das dem Parlament Charakter und Charme verleiht.

Nachhaltigkeit und Effizienz vom Keller bis zum Dach

Die technische Infrastruktur ist nach der Sanierung ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wird auch den Betrieb des Gebäudes bestimmen – von umweltfreundlichen Mobilitätsangeboten bis zu Recycling und Gastronomie. 

Das Projektteam legte auch bei der thermischen Aufrüstung großen Wert auf das Gesamtbild: Beispielsweise wurden die historischen Fenster auf den letzten Stand der Technik gebracht, ohne ihr Aussehen zu verändern. 

Die Auswahl der Baumaterialien erfolgte ebenfalls nach Kriterien der Nachhaltigkeit. Ein besonderes Schmankerl: Das frühere Kupferdach des Parlaments erhielt in Kooperation mit der Münze Österreich ein Upcycling und lebt jetzt als Demokratiemünze weiter.

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Im Video berichten Mitarbeiter:innen verschiedener Bauteams von ihren Erfahrungen mit dem Megaprojekt Parlamentssanierung.